Chancengleichheit für ao. UniversitätsprofessorInnen

Gerald Kohl

Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren!

„Chancengleichheit für ao. UniversitätsprofessorInnen“ - unter diesem Titel stand im Sommer vorigen Jahres anlässlich der UG-Novelle eine Online-Petition der „Interessengemeinschaft der ao. Universitätsprofessorinnen und ao. Universitätsprofessoren“ (IGAO), die innerhalb von zwei heißen Sommer-Urlaubs-Wochen von fast 500 Personen unterstützt wurde (siehe https://www.openpetition.eu/petition/online/wir-fordern-chancengleichheit-fuer-ao-universitaetsprofessorinnen).

Auch Sie haben damals eine Zusendung erhalten und die Petition vielleicht sogar unterzeichnet. Die IGAO war eine kleine Gruppe verärgerter Kolleginnen und Kollegen, die im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens eine Stellungnahme abgeben wollte und mich zu ihrem Sprecher bestimmte; wir waren überrascht von der breiten Unterstützung unserer Petition und den zahlreichen positiven Rückmeldungen. Obwohl ich keiner partei- oder universitätspolitischen Fraktion angehöre, lud mich der ULV Wien ein, im ULVnetinfo über unsere Initiative zu berichten und weitere Überlegungen zur Stellung der beamteten UniversitätsdozentInnen anzustellen (siehe ULVnetinfo 1/2016).

Die Forderung nach Chancengleichheit für ao. UniversitätsprofessorInnen richtet sich naturgemäß zunächst an den Dienstgeber: Die Republik Österreich sollte dafür sorgen, dass die von ihr den Universitäten zur Verfügung gestellte „lebende Subvention“ in jeder Hinsicht wertschätzend, sachgerecht und leistungsadäquat behandelt wird, und zwar von allen Universitäten in gleicher Weise. Die berufliche Stellung des/der Einzelnen sollte nicht davon abhängig sein, welcher Universität er oder sie zugeordnet ist. In zweiter Linie richtet sich die Forderung nach Chancengleichheit aber auch an die einzelnen Universitäten, die das berufliche Umfeld der beamteten UniversitätsdozentInnen bestimmen: Wie geht die Universität mit ihrer lebenden Subvention um - wertschätzend-motivierend, der Qualifikation angemessen, oder desinteressiert, abschätzig-demotivierend? Werden die beamteten UniversitätsdozentInnen von der Universitätsleitung als wertvolle, entwicklungsfähige Personalressource wahrgenommen oder als störender Sand im Getriebe einer ständisch-hierarchischen Ordnung, deren Aufrechterhaltung manchen leider wichtiger ist als die „universitas“? Sind die beamteten UniversitätsdozentInnen nur problematischer Ballast, der durch Pensionierung so bald wie möglich abgeworfen werden sollte, oder sind sie ein Teil der Lösung universitärer Probleme - materiell als Leistungsträger in Forschung und Lehre mit einer für das Funktionieren des Gesamtsystems Universität unverzichtbaren Kontinuität, strukturell als Anknüpfungspunkt von Reformen, die in der Folge auch anderen Beschäftigtenkategorien zugute kommen würden?

Hier könnten Sie nun ein Zeichen setzen: Der ULV Wien hat mich eingeladen, als parteiungebundener Kandidat auf seiner Liste für den Senat zu kandidieren, wobei der dritte Listenplatz ein „Kampfmandat“ ist. Der Senat gehört zu den obersten Organen der Universität Wien und verfügt über wichtige Kompetenzen (siehe http://senat.univie.ac.at/senat/aufgaben/), die auch für die beamteten UniversitätsdozentInnen von Bedeutung sind. Darüber hinaus kann aber schon ein entsprechendes Ergebnis der Senatswahlen der Universitätsleitung signalisieren, dass die beamteten UniversitätsdozentInnen noch nicht resigniert haben. In diesem Sinne bitte ich Sie, eine solche „strategische“ Wahlentscheidung zu treffen und bei den Senatswahlen am Donnerstag, dem 12. Mai 2016, Ihre Stimme dem ULV zu geben.

Mit freundlichen Grüßen
Gerald Kohl